Lieber Stammtisch,
Das Seniorenheim Haus Rixdorf in Berlin, hat uns letzte Woche eingeladen, bei ihrer Es war einmal…MÄRCHEN UND DEMENZ Schulung zum/zur Märchenerzähler*in dabei zu sein und eine Virtuelle Märchenstunde mit den Bewohnern mitzuerleben.
Meine Kolleg*innen Alexandra Panse, Philip Promsri und ich möchten uns noch einmal ganz herzlich bei allen Teilnehmenden für den freundlichen, offenen und herzlichen Empfang und die tolle Mitarbeit bedanken. Es hat uns sehr viel Spaß gemacht!
Montag Morgen. 08:40 Uhr. Mit leichter Verspätung und panischer Atmung aufgrund des stetigen Parkplatzmangels in Berlin, kamen Alexandra und ich endlich im Haus Rixdorf an. In einem großen, hellen Raum mit hölzernen Wandtüren standen acht Tische zu einem Halbkreis angeordnet. Frau Kayser die Leitung des Therapeutischen Teams, kam freundlich auf und zu und begrüßte uns. Es gab Getränke, Kaffee und belegte Brötchen. Unsere Dozentin für die nächsten zwei Tage war Maria Magdalena Gonzales. Sie studierte Schauspielkunst an der Nationalen Kunstakademie von Cubanacán in Havanna, Kuba. Seitdem sie 14 Jahre alt war, ist die Bühne ihr Zuhause. Mit viel Leidenschaft erzählte von ihren Erfahrungen als Märchenerzählerin und vom Umgang mit Demenz- Erkrankten. Von der Wirkung von Märchen auf Senior*innen und den Wissenschaftlichen Hintergrund des Projekts.
Die Fortbildung begann mit Aufwärmübungen. Arme und Beine ausschütteln. Kiefer, Zunge und Mund vorbereiten. Wir lernten die richtige Aussprache. AEIOUÄÖÜ. Bei sich bleiben und sicher fühlen. Die richtige Haltung ist auch wichtig. Obwohl die Übungen am Anfang recht seltsam wirkten, machte es mir immer mehr Spaß mitzumachen! Dadurch wurde auch der Gruppen zusammenhält immer stärker und man musste sich vor nichts mehr schämen! Allesamt machten wir schnell Fortschritte. Alle bekamen einen MÄRCHENLAND Leitfaden. In dem fanden wir viele verschiedene Texte, das Märchen Schneewittchen und andere Übungen. Nach dem Bearbeiten der Texte und vielen verschiedenen Leseübungen waren wir nach dem ersten Tag dann schon einigermaßen solide Erzähler*innen. Wie wir die Bewohner jedoch wirklich (auch nachhaltig) mit der Magie der Märchengeschichten begeistern können, lernten wir am zweiten Tag.
Der zweite Tag der Fortbildung, begann wieder mit kurzen Aufwärmübungen. Danach spielten wir Szenen aus bekannten Märchen nach, was besonders viel Spaß machte. Dabei sollten wir ganz genau auf Emotionen, Blickkontakt und Aussprache achten, um die Zuhörenden in unseren magischen Bann zu ziehen. Auf spielerische Art übten wir dann in der Gruppe die Betonungsformen und Gestik. Danach war es Zeit für unsere Abschluss- Performance. Nun lag es an uns. Würden wir es nach all den Übungen schaffen, das Publikum zu erreichen und zu verzaubern? Die „Abschluss- Prüfung“ bestand aus einem Märchenvortrag. Wir durften uns das Märchen natürlich aussuchen. Ich las den Anfang von Schneewittchen. Einige von uns machten nochmal einen riesigen Sprung und kamen wirklich aus sich heraus. Alle Lesungen waren toll und es machte wirklich Spaß zuzuhören.
Das absolute Highlight zum Schluss war natürlich die Verleihung der offiziellen MÄRCHENLAND Märchenerzähler*innen Zertifikate.
Ich könnte sehr viel mitnehmen aus der Fortbildung. Sehr interessant finde ich die These Märchen als Grundbedürfnis, was für mich absolut Sinn ergeben hat. Ob Alt oder Jung, wir sind alle Menschen. Wir brauchen Erzählungen, schon seit Anbeginn. Wir sind soziale Wesen, die gerne erzählen und auch gerne zuhören. Märchen entstanden letztendlich aus nichts anderem als aus den eigenen Erfahrungen, begeisterter Erzähler*innen, welche diese in den Geschichten verarbeiteten.
Maria war eine wunderbare Dozentin, die mit viel Herz und Leidenschaft diesen Beruf ausübt. Sie hat so viele großartige Erfahrungen mit uns geteilt und ich habe nochmal viel mehr Verständnis für die Erkrankung, deren Merkmalen und Prävention bekommen.
Wie waren eure Erfahrungen mit der Fortbildung? Oder freut ihr euch schon drauf?
Ich wünsche euch noch einen märchenhaften Tag!
Julia