• Das Caritas-Altenhilfezentrum St. Martin in Hofheim hat bereits Erfahrungen mit dem digitalen Angebot gesammelt. In seinen Hausgemeinschaften St. Anna und der Tagespflege bietet die Pflegeeinrichtung mit dem multimedialen Projekt „Märchen und Demenz“ eine Präventionsmaßnahme, die das Vorlesen von Märchen in der Altenpflege einsetzt. „Wir hatten uns schon 2018 für das Projekt beworben und freuen uns sehr, dass wir nun die Zusage für alle drei Einrichtungen erhalten haben“, berichtet Einrichtungsleiterin Melanie Schröder. „Mit den vielseitigen Materialien des Pakets können wir ganz flexibel auf die Bedürfnisse unserer Bewohnerinnen und Bewohner eingehen. Toll ist natürlich auch, dass das Ganze von den Pflegekassen übernommen wird und uns somit nichts kostet.“
     
    Aufgrund der Corona-bedingten Einschränkungen der Besuchsmöglichkeiten in den Einrichtungen wurde das MÄRCHENLAND-Projekt kurzerhand in eine Digitale Märchenstunde umgewandelt – ursprünglich sollten professionelle Demenzerzähler*innen in die Seniorenheime kommen. Nun können Pflegefachkräfte per USB-Stick den Bewohner*innen die Videos der Erzähler*innen zeigen und sie mit dem vielfältigen Begleitmaterial aktiv einbinden. „Wir nehmen unsere Bewohner für einen Moment mit in eine Fantasiewelt, in der alltägliche Schmerzen, Einsamkeit und Überforderung vergessen werden können – zumindest für den Moment“, so Tamara Beck, Pflegedienstleiterin im Hofheimer Altenservicezentrum der Caritas.

 




FAQ: Wie begleite ich fachlich das Märchenangebot in unserer Pflegeeinrichtung?
Renate Rösch, gerontopsychiatrische Fachkraft im Caritas Altenservicezentrum St. Martin in Hofheim, arbeitet bereits mit der digitalen Märchenstunde. In diesen FAQ erläutert sie Kolleg*innen der Altenpflege, wie das Angebot bei den Bewohner*innen ankommt und was man als Fachkraft beachten sollte.

Sehr positiv. Es ist schön, zu sehen, wie viele von ihnen von Mal zu Mal wacher dabei sind. Die festen Rituale kommen ebenfalls sehr gut an. Die Märchenbox enthält unter anderem einen Königinnenmantel und ein Glöckchen. Damit laufen wir etwa 30 Minuten vor der Märchenstunde herum, um die Bewohner*innen zu informieren, dass es bald losgeht. Da spürt man die Vorfreude bei den Bewohner*innen. In unserem Fall können wir das Material mit einem flexiblen Beamer (Qwiek.up) auch an die Decke projizieren. Das ist für die Aktivierung bettlägeriger Patient_innen sehr hilfreich. Für alle Beteiligten ist die ganze Sache in jedem Fall eine tolle Auszeit vom normalen Pflegealltag.

Die Materialien sind flexibel einsetzbar. Deshalb können die Märchenstunden individuell terminiert werden – je nachdem, wie es für die Bewohner*innen passt und wie der Tagesablauf in der Einrichtung gestaltet ist. In unserem Fall finden die Angebote inzwischen am Nachmittag statt, weil es da zeitlich gut reinpasst, oder auch am frühen Abend, zum Runterkommen.

In unserem Fall ist immer eine Fachkraft dabei und wird von Mitarbeitenden der Betreuung unterstützt. Nur so können eventuell auftretende Emotionen – positive wie negative – begleitet werden. Denn Märchen können Erinnerungen aus Kindertagen hervorrufen und unter Umständen heftige Reaktionen auslösen. Da ist es wichtig, dass man den Bewohner*innen zur Seite steht. Bei uns gab es bereits herausfordernde Momente wie extreme Erinnerungen und Gefühle. Aber gerade Bewohner_innen, an die man sonst nicht herankam, zeigten sich wacher und präsenter.

Im Fokus bei der Zusammensetzung der Gruppen, die an den Märchenstunden teilnehmen, steht immer die Biografie und die Demenzstufe der Bewohner_innen. Daran angepasst wird das passende Material verwendet. Denn wir wollen die Bewohner_innen aktivieren und nicht überfordern. Besonders positiv kam beim Personal übrigens die Fortbildung von Märchenland an. Das war wie eine Art Schauspielunterricht. Es ging darum, wie „lebendiges Erzählen“ tatsächlich funktioniert. Wir haben gelernt, dass Mimik, Gestik und Lautmalerei wichtig sind, um mit der Geschichte zu den Bewohner_innen vorzudringen.

Melanie Schröder, Einrichtungsleiterin Altenservicezentrum St. Martin in Hofheim, steht für einen Fachaustausch zum Märchenprojekt gerne bereit. Sie erreichen sie unter der Telefonnummer 09523 925-10 oder per Mail an: mschroeder@caritas-hassberge.de



FAQ: Was muss ich bei der Einführung des Angebots in meiner Pflegeeinrichtung beachten?
Silke Fischer, Geschäftsführerin von MÄRCHENLAND – Deutsches Zentrum für Märchenkultur, und ihr Kollege Philip Promsri, zuständig für Projektmanagement und IT-Support, erläutern in den FAQ unter anderem, welche technischen Voraussetzungen Pflegeeinrichtungen bei der Einführung der digitalen Märchenstunde benötigen und welche Unterstützung das MÄRCHENLAND-Team dabei bietet.

Unser digitales Angebot findet derzeit in Bayern, Brandenburg, Berlin, Baden-Württemberg, Hamburg und Hessen statt. Weitere Informationen finden Sie hier

Für die Umsetzung der virtuellen Märchenstunde brauchen Einrichtungen lediglich einen Fernseher oder einen Laptop mit Beamer, über welchen sie die USB-Sticks abspielen können. Für das Video-Gespräch und die Online-Schulung zur Märchenvorleserin benötigen sie ein Gerät mit Kamera und Mikrofon sowie eine stabile Internetverbindung.

Die Pflege- und Betreuungskräfte sind sehr wichtig für die virtuelle Märchenstunde. Die Fachkräfte sind sozusagen der verlängerte Arm der Märchenerzähler_innen und übernehmen den emotionalen Part, den die Erzähler*innen so nicht mehr übernehmen können. Es reicht nicht, die Bewohner*innen nur hinzusetzen und auf Play zu drücken. Die Pflegekräfte vor Ort haben die Aufgabe, die virtuelle Märchenstunde zu moderieren. Es bedarf einer kleinen Einführung und zum Schluss braucht es eine Verabschiedung – gegebenenfalls können die Betreuer*innen vor Ort auf Wortmeldungen des Publikums eingehen. Anregungen und Tipps zur Moderation der virtuellen Märchenstunde liegen den USB-Sticks bei. Außerdem freuen wir uns über die ausgefüllten Feedback-Bögen der einzelnen Mitarbeiter*innen. Diese Anmerkungen und Anregungen werden ausgewertet (streng nach dem neuen Datenschutzgesetz) und helfen uns, die Maßnahme weiterhin zu verbessern.

Nach einer erfolgreichen Anmeldung senden wir den Einrichtungen das von uns vorbereitete Arbeitsmaterial zu. Im Zuge dessen vereinbaren wir einen Termin für ein Videotelefonat, bei dem wir den entsprechenden Personen alle Einzelheiten der Maßnahme Schritt für Schritt erklären. Dabei werden bereits die meisten Fragen beantwortet. Danach folgt ein initiales Online-Strukturierungsgespräch mit der Steuerungsgruppe der jeweiligen Einrichtung, in dem alle Fragen geklärt werden. Während der darauffolgenden achtwöchigen Durchführung der Maßnahme stehen wir immer mit Rat und Hilfestellung zur Seite.

Wenn nötig, senden wir Leihgeräte sowie mobile Internetboxen denjenigen Einrichtungen zu, welche keinerlei Möglichkeit haben, unser Videotelefonat beziehungsweise das Online-Strukturierungsgespräch durchzuführen. Dies gilt auch für die Online-Schulung der Betreuungs- und Pflegekräfte. Ansonsten stehen wir bei allen Fragen rund um die Durchführung sowie der optimalen Nutzung und bei Fragen rund um die IT stets zur Verfügung.

Die virtuelle Märchenstunde funktioniert sehr gut, weil sich die Kamera ausschließlich auf die Erzählerin fixiert. Es gibt keine Ablenkung von der klar verständlichen Erzählung. Die sogenannte Demenzerzählerin erzählt nach dem MÄRCHENLAND-Qualitätsstandard. Das ist ein besonderer Stil, der auch virtuell funktioniert.





*Quellenangabe:
Mit freundlicher Genehmigung https://www.caritas.de/fuerprofis/fachthemen/gesundheit/digitale-maerchenstunde-gegen-demenz–an